Ab diesem
Herbst hat das Deutsche Staatstheater Temeswar (DSTT) sein künstlerisches Team
um drei neue Mitglieder erweitert. So wurde Clemens Bechtel, ein langjähriger
Mitarbeiter unseres Theaters, ab dem 1. September 2024 zum neuen künstlerischen
Leiter des DSTT ernannt. Die Regisseurin Irisz Kovacs, die in der Vergangenheit
für zwei UNITER-Preise nominiert wurde, wirkt seit dieser Spielzeit als
festangestellte Regisseurin mit. Der Schauspieler Radu Vulpe, bekannt für seine
Rollen im Repertoire des Deutschen Theaters, ist ebenfalls wieder Teil des
Ensembles.
Clemens
Bechtel arbeitet seit 1995 als Regisseur und ist vor allem
für seine forschungsbasierten Arbeiten bekannt. Er hat Inszenierungen in
Deutschland, Österreich, der Schweiz, Ungarn, Rumänien sowie in Burundi, Mali
und Malawi auf die Bühne gebracht. Seine Inszenierung Staats-Sicherheiten
am Hans-Otto-Theater in Potsdam, in der ehemalige Häftlinge über die
Stasi-Gefängnisse berichten, wurde 2009 mit dem Friedrich-Luft-Preis
ausgezeichnet. Hunger for Trade (2015) am Schauspielhaus Hamburg war
ebenfalls ein bedeutendes Projekt für ihn. Bei diesem Projekt kamen Theater aus
vier Kontinenten zusammen, um acht Stücke über die globalen Lebensmittelmärkte
zu entwickeln. In den letzten Jahren inszenierte Bechtel zahlreiche
Aufführungen in Ostafrika und Osteuropa, aber auch in Wiesbaden, Mannheim und
Freiburg. Am Deutschen Staatstheater inszenierte er Jugend ohne Gott
nach Ödön von Horváth (2013) und Sidy Thal, eine Zusammenarbeit mit dem
Jüdischen Staatstheater in Bukarest, basierend auf einem Text, den er gemeinsam
mit Thomas Perle schrieb (2023).
Irisz
Kovacs ist Theaterregisseurin und Fotografin. Sie war die
Gewinnerin des Festivalwettbewerbs D-butan-T 2021 und Regisseurin bei der
Residenz Fresh Start im freien Theater Reactor Reactor de Creație și Experiment
in Klausenburg, wo die Vorstellung Un copil pe un litru de benzină / Ein
Liter Benzin für ein Kind entstand, welche auf dem „Șerban Ionescu”
Festival, beim Fest FDR und bei Undercloud aufgeführt wurde. Für das Stück 8
tați / 8 Väter am Staatstheater Konstanza, das für das Nationale
Theaterfestival ausgewählt wurde, erhielt sie die Nominierung für die
Kategorie Debüt der Rumänischen Theaterverband (UNITER) - Preise. 2023 erhielt
sie eine weitere UNITER-Nominierung für die Regie der Aufführung TSCHICK, eine
Bühnenadaption von Robert Koall nach dem gleichnamigen Roman von Wolfgang
Herrndorf, eine Produktion des DSTT. Außerdem wurde ihr 2024 beim
Internationalen Theaterfestival in Hermannstadt (Sibiu) FITS der „Iulian
Vișa“-Preis verliehen, der an junge Theatermacher*innen vergeben wird.
Radu Vulpe schloss
2006 sein Schauspielstudium an der deutschsprachigen Schauspielabteilung der
Musikfakultät der West-Universität Temeswar ab. 2004 wurde er am Deutschen
Staatstheater Temeswar (DSTT) angestellt, wo er in Produktionen wie Cabaret von
Joe Masteroff, Der nackte Wahnsinn von Michael Frayn, Frühlings
Erwachen von Frank Wedekind, Eigentlich schön von Volker Schmidt, Täter
von Thomas Jonigk, Die kahle Sängerin von Eugène Ionesco u.a. spielte.
Unter den Regisseuren, mit denen er gearbeitet hat, sind Răzvan Mazilu, Wolf E.
Rahlfs, Charles Muller, Volker Schmidt, Szabó K. István, Radu-Alexandru Nica
und Alexandru Dabija zu nennen. Seit 2017 war er in zahlreiche internationale
Theaterprojekte involviert, unter anderem bei der neuebuehnevillach, dem
Theater Kosmos, dem Stadttheater Klagenfurt oder dem a.c.m.e.-Kollektiv. Dabei
arbeitete er mit namhaften Regisseuren der deutschsprachigen Theaterszene
zusammen, darunter Mercedes Echerer, Ulrich Wiggers, Martin Dueller, Elke
Schwab-Lohr, Dora Schneider und Heinrich Baumgartner. Seit 2024 ist er wieder
festes Mitglied des Ensembles des DSTT.
Über seinen
Einstieg am Deutschen Staatstheater sagte Clemens: „Seit ich vor ungefähr 30
Jahren das erste Mal am Deutschen Staatstheater in Temeswar gearbeitet habe,
habe ich in verschiedenen Ländern inszeniert, wie Malawi, Burundi, Ungarn,
Dänemark, der Schweiz, Österreich und Deutschland, aber auch in Hermannstadt,
Bukarest und Piatra Neamț. Ich habe alle möglichen Arten von Aufführungen
geschaffen (Oper, Komödien, klassische Stücke und in den letzten Jahren vor
allem forschungsbasiertes Theater). Jetzt ist es für mich eine Ehre, Teil des
DSTT-Teams zu sein. Was mich nach all den Jahren weiterhin interessiert, sind
neue Formen des Theaters – nicht nur auf der Bühne, sondern auch im kreativen
Prozess. Andererseits ist es mir wichtig, die Traditionen lebendig zu halten,
intelligentes Entertainment zu bieten und diese komplexe Welt mit einem Lächeln
auf der Bühne zu reflektieren.“
Irisz Kovacs hat uns Folgendes über ihre Tätigkeit erzählt: „Ich bin sehr stolz und aufgeregt, dem Team des DSTT beizutreten, das ich vor zwei Jahr kennengelernt habe. Seitdem war ich an Multimedia- und interdisziplinären Projekten beteiligt, habe mit Jugendteams gearbeitet und Stücke auf vielen anderen Bühnen inszeniert – alles im Versuch herauszufinden, was Theater heute bedeutet und für wen wir es machen. Ich glaube, ein Teil unserer Mission am DSTT ist es, weiterhin Antworten durch vielfältige Arbeitsprozesse, gemischte Teams und unterschiedliche Publika zu suchen und auch die Frage aufzuwerfen: Wie könnte Theater sein?“
Die Spielzeit 2024/2025 verspricht viele Überraschungen für die Theaterbegeisterten!